F: Was ist das für ein seltsamer Rock, den viele Leute im Aikido tragen?
A: Dabei handelt es sich um den Hakama, einen traditionellen japanischen Hosenrock. Im Westen wurde er insbesondere als Kleidungsstück der Samurai bekannt, ist aber in ganz Japan quer durch alle Schichten verbreitet. Im Aikido tragen ihn Lehrer*innen und fortgeschrittene Schüler*innen.
F: Was ist das für ein Bild, vor dem sich alle verbeugen?
A: Das Bild kennzeichnet den Shomen, den Bezugspunkt im Dojo (wörtlich: "die Vorderseite"). Im Aikido wird es als Orientierung für die Verbeugung und die Meditation verwendet. Üblicherweise handelt es sich um ein Portrait des Aikido-Gründers O-Sensei Morihei Ueshiba oder um eine Kalligraphie. Die Verbeugung steht für die Anerkennung der Aikido-Prinzipien. In unserem Kulturkreis ist sie weder Ausdruck eines Personenkults oder einer Unterordnung, noch hat sie einen religiösen Hintergrund.
F: Was ist mit den Waffen?
A: Aikido-Techniken sind waffenlos. Da aber viele der Bewegungen aus dem Schwert- und Stockkampf entwickelt wurden, üben wir mit den Waffen eine Reihe von Grundformen. Diese dienen dazu, Haltung, Distanz und Zeitgefühl zu verbessern. Die am häufigsten verwendeten Waffen sind Bokken (Holzschwert), Jo (Stock) und Tanto (Holzmesser).
F: Wann wird gekämpft?
A: Im Aikido gibt es keine Wettkämpfe. Unser Ziel ist es, unser Können und unsere Persönlichkeit durch den Austausch mit unseren Trainingspartner*innen zu verbessern. Wir brauchen natürlich für das Training einen überzeugenden Angriff - idealerweise eine richtige Herausforderung! -, so dass es immer genug Aktion gibt. Falls du aber nach Techniken suchst, um dich in Straßenkämpfen zu behaupten, dann ist Aikido nicht das Richtige für dich.
F: Kann ich mich verletzen?
A: Im Aikido erfährst du, wie du die Kraft des Angriffs umlenken und neutralisieren kannst. Du lernst also keine Technik, die darauf abzielt, den Partner/die Partnerin zu verletzen. Demzufolge passiert es extrem selten, dass jemand durch Aikido zu Schaden kommt. Das Training ist gut für die Gesundheit, was man daran sieht, dass die meisten Aikidoka bis ins hohe Alter trainieren.
F: Wann werde ich zum Meister/zur Meisterin?
A: Aikido ist eine lebenslange Entdeckungsreise, die zu vielen Erkenntnissen führt ("satori"), den Bausteinen einer Meisterschaft. Im Allgemeinen betrachten wir die Prüfung zum schwarzen Gürtel erst als Beginn dieser Reise. Wenn du regelmäßig übst, kannst du nach ca. 5-6 Jahren zur Schwarzgurt-Prüfung antreten. Das klingt nach einer langen Zeit, aber keine Sorge: Du wirst von Anfang an Spaß am Üben haben!
Weitere Informationen findest du in unserem Dojo-Handbuch.
Im Aikido wird besonderer Wert auf die Etikette gelegt. Wir betrachten diese nicht als Formalität, sondern als äußeren Ausdruck einer inneren Haltung. Du folgst der Etikette nicht, um Trainingspartner*innen oder Lehrer*innen zu beeindrucken, sondern um deiner selbst willen.
Ein sichtbares Zeichen der Etikette sind Verbeugungen:
- beim Betreten der Tatami (üblicherweise im Kniesitz): Ich lasse meine Alltagsgedanken zurück, stelle mich auf das Aikido-Training ein und erreiche einen Zustand innerer Ruhe. Verbeuge dich zum Shomen, dann zu den anderen Teilnehmer/innen auf der Matte.
- bei Beginn des Keiko zum Shomen: Ich werde aufmerksam und respektvoll üben, bin bereit.
- bei Beginn jeder Übung zum Partner/zur Partnerin (gegenseitig): Ich danke meinem Partner/meiner Partnerin für die Bereitschaft zum gemeinsamen Üben, ich werde die Übung sorgfältig und angemessen ausführen.
- nach jeder Übung (gegenseitig): Ich danke meinem Partner/meiner Partnerin für das, was ich aus dem gemeinsamen Üben lernen konnte.
- am Ende des Keiko zum Shomen: Ich schließe das Training im Geist ab, werde ruhig.
- beim Verlassen der Tatami (üblicherweise im Kniesitz): Ich bin dankbar für die Erfahrung und bereit, wieder in die Welt außerhalb des Dojos zurück zu kehren.
Verbeuge dich bitte unmittelbar beim Betreten des Raumes in Richtung Shomen; das gleiche gilt beim Verlassen des Dojos.
Alle Verbeugungen werden ruhig und achtsam ausgeführt; die Verbeugung beim Betreten und Verlassen der Matte dauert ein wenig länger (bewusstes Ein- und Ausatmen).
Achte auf ein gepflegtes Äußeres: Wir üben barfuß auf recht engem Raum, so dass auffallende Körpergerüche und unsaubere Kleidung stören. Trinke keinen Alkohol vor dem Training und lasse ausreichend Abstand zu größeren Mahlzeiten. Um Verletzungen zu vermeiden, müssen Uhren und Schmuck vor dem Training abgelegt und Finger- und Zehennägel kurz gehalten werden.
Sei pünktlich. Am besten bist du eine Viertelstunde vor Trainingsbeginn da. Solltest du dich einmal verspäten, warte außen am Mattenrand, bis der Lehrer/die Lehrerin dir ein Zeichen zum Betreten der Tatami gibt. Musst du einmal die Matte verlassen, melde dich vorher beim Lehrer/der Lehrerin ab.
Sei während des Keiko ruhig, aufmerksam und respektvoll. Wenn du gerade nicht mit einer Übung beschäftigt bist, setze dich im Kniesitz an den Rand der Tatami (oder in den Schneidersitz, falls du Knieprobleme hast). Bewahre eine aufrechte Körperhaltung, denn deine Haltung ist ein Spiegel deiner Seele.
Im Aikido ist das du die übliche Anrede. Lehrer aus Japan spricht man mit "Sensei" an. In unserem Dojo sprechen wir uns alle mit Vornamen an, unabhängig von der Graduierung.
Weitere Informationen zur Etikette findest du in unserem Dojo-Handbuch.